Armut ist Diebstahl - warum die Armen uns ruinieren by Campus

Armut ist Diebstahl - warum die Armen uns ruinieren by Campus

Autor:Campus
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Politik, Armut, Debatte, Sozialstaat, Sozialleistungen, Gesellschaft, Armutsbekämpfung
Herausgeber: Campus
veröffentlicht: 2013-01-01T00:00:00+00:00


Der Aufschrei der Armutsverwaltungsindustrie

Bei allen Bekenntnissen zu »fördern und fordern« ist es für die Helferindustrie wesentlich einfacher, großzügig Geld und Naturalleistungen zu verteilen, als dafür Gegenleistungen einzufordern und vor allem dann auch noch zu kontrollieren, ob das Geforderte tatsächlich erbracht worden ist. Wenn man beispielsweise von einem Arbeitslosen fordern würde, dass er sich täglich mindestens ein Mal und nachweisbar um einen Job bemüht, so würde das die Erstellung eines entsprechenden Kontrollmechanismus und die Exekution desselben erfordern. Weitere sinnvolle und konkrete Hilfestellungen, wie den Arbeitslosen zu begleiten und genau zu instruieren, wie er vorzugehen hat, welche Fehler er nicht wiederholen sollte, würde zusätzlichen Aufwand verursachen. Nicht, dass die Hilfs- und Armutsindustrie zusätzlichen Aufwand scheuen würde, wenn der abgegolten wird. Aber letztlich ist es doch einfacher, als verständnisvoller und gütiger Onkel aufzutreten und nach begangener Wohltat auf den Fersen kehrtzumachen. Bis zum nächsten Mal.

Armut, vor allem in entwickelten Ländern, ist zu großen Teilen mit Eigeninitiative bekämpfbar. Die Aufrechterhaltung eines Lebens in relativer Armut perpetuiert es. Damit verbundene Hilfsangebote, die auf Freiwilligkeit oder Einsicht beruhen, nützen auch nichts. Also muss der Hebel dort angesetzt werden, wo er wirkt. Nämlich mit Zwang und materiellen Sanktionen. Nicht »fördern und fordern«, sondern »befehlen und bestrafen«. Damit würde endlich wieder eine Balance hergestellt. Ein Gleichgewicht zwischen dem zum Menschenrecht gewordenen Recht auf ein würdiges Leben und der gesellschaftlichen Verpflichtung, das auch denjenigen zu ermöglichen, die dazu nicht in der Lage sind. Das wird mit der gesellschaftlichen Verpflichtung ergänzt, dass jeder, der, obwohl er könnte, sich nicht aus Armut befreit, mit mehr oder weniger sanftem Druck dazu gezwungen wird.

Tertium non datur, wenn alle anderen Methoden offenkundig versagt haben, bleibt als Einzige die übrig, die einen Aufschrei von allen an der Verwaltungsindustrie von Armen Beteiligten auslöst. Die haben sich schon längst zu den Fürsprechern der Armut ernannt, verwalten die Armut und halten sich für die Herren der Lufthoheit aller Diskussionen, mit welchen Methoden man Armut denn zu Leibe rücken könnte. Dazu haben sie ein ganzes Meer von Theorien, Berechnungsmethoden der Armut, Kriterien, wie sich Armut äußert und so weiter entwickelt. In diesem Nebel verschwimmt der klare Blick auf zwei unumstößliche Tatsachen: Wer Rechte einfordert, muss auch Verpflichtungen übernehmen. Wer auf Kosten von anderen lebt, ist ihnen rechenschaftspflichtig. Und: Ein solcher Mensch bestimmt nicht die Regeln der Hilfe, unter Verweis auf seine Menschenwürde oder unveräußerlichen Rechte. Regeln bestimmt derjenige, der gibt, nicht derjenige, der nimmt.

Der Aufschrei der Armutsverwaltungsindustrie dagegen ist nicht nur aus moralischer Entrüstung gespeist. Dahinter steht nur das Arsenal der Totschlagargumente, mit denen jeder Kritiker mundtot gemacht werden soll – und eine unreflektierte angebliche Letztbegründung, es verstehe sich doch wohl von selbst, dass einem Armen geholfen werden muss, in erster Linie von Reichen. Dahinter steht zuletzt, auch hier bestimmt das Sein das Bewusstsein, ein zwar menschlich verständliches, aber inakzeptables Eigeninteresse. Sollte die Armutsverwaltungsindustrie tatsächlich einmal ihr selbstdeklariertes Ziel erreichen, nämlich die Abschaffung der Armut, würde sie sich damit selbst überflüssig machen.

Zudem haben alle Mitarbeiter der Armutsbekämpfungsindustrie mit einer sehr speziellen Klientel zu tun. Die ist zwar gelegentlich durchaus



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